Das Nomadenland und seine Geschichte

Matthias Michel, Landesvater Nomadenland,
info@nomadenland.de

Die unendlichen Weiten der kirgisischen Steppe in Zentralasien scheinen nur in mächtigen Gebirgszügen und dem Horizont ihre Grenzen zu finden. In dieser atemberaubend schönen Landschaft leben bis heute, engverbunden mit Natur und Tier, die Nomaden in ihren Filzzelten, den sogenannten Jurten. Die Rauheit der Natur, die Freiheit der Steppe, ebenso die Einfachheit der nomadischen Lebensweise faszinieren seit langer Zeit Reisende, Aussteiger, Autoren und Kreative.

Geschichte: erster Besuch in einer JURTE…

Auf dem Weg zur Spitze des 7134 Meter hohen Berges „Pik Lenin“, im kirgisischen Gebirge Pamir, weit entfernt der westlichen Schnelligkeit, fühlte sich Matthias nach und nach entschleunigt und fähig, die, für ihn wirklich wichtigen Dinge zu begreifen. Zu diesen klaren Erkenntnissen führte ihn ebenso die gewaltige Dimension der kirgisischen Natur, wie die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der einfachen Nomaden. Zwischen Grenzerfahrungen, wie dem Sturz in eine Gletscherspalte und den unvergesslichen Etappensiegen, welche die Bezwingung eines Berges bietet, formte sich immer mehr und mehr die Idee, ein Stück Entschleunigung, das Nomadendasein mit nach Hause zu nehmen.

Der erste Besuch in einer Jurt

Gastfreundschaft in Kirgistan

Die Idee: ein eigenes Jurtendorf in Potsdam…

So brachte Matthias nicht nur einen wertvollen Erfahrungschatz mit zurück nach Deutschland, sondern auch zwei kirgisische Jurten. Im Volkspark Potsdam leitet und organisiert er seitdem Veranstaltungen und Workshops unterschiedlicher Themengebiete, unter anderem zu Ruhe, Entspannung und Balance. Genauso sind die Jurten immer wieder Wirkstätte verschiedener TrainerInnen, KünstlerInnen und HandwerkerInnen, die hier ihr Wissen in vielerlei Kursen zur Verfügung stellen. Mit den Jurten hat Matthias einen ganz zentralen Ort zur Erholung in Potsdam geschaffen.

Öffentlicher Abschiedsbrief von Matthias Michel
Betreiber des Nomadenlandes im Potsdamer Volkspark

Nun ist das Nomadenland im Volkspark Potsdam Geschichte. Am 17.12.2024 war Flächenübergabe an den Treuhänder.

Ein letztes Mal möchte ich mich von ganzem Herzen bei allen Gästen, Unterstützern und Freunden bedanken. 14 Jahre war das Nomadenland ein besonderer Erholungsort des Entspannens, des Lernens und der Inspiration. Mir war es von Anfang an ein Anliegen im Einklang mit der Natur, ökologisch und nachhaltig zu arbeiten und zu wirtschaften. So gut es geht regional einzukaufen, damit das Geld, ebenfalls von unseren Lieferanten in der Region bleibt. Unser kulturelles Angebot wurde stets ohne Subventionen durchgeführt. In Zeiten wo an Kultur enorm gespart werden soll, tut es mir besonders Leid das Edward Scheuzger – Schauspieler, Erzähler und Sprecher, Silvia Ladewig – Märchenerzählerin und Frau Bärbel Becker – Märchenerzählerin, nicht mehr mit Ihrem großartigem Engagement vor unserem geschätztem Publikum auftreten können. Ein ganz besonderer Dank geht an Euch sowie an Andreas Deffner, mit dem ich 70 Folgen Podcast „Jurte Gespräche“ erleben durfte. Ab 2019 haben, trotz 3 Winter Arbeitsverbote in der Hauptsaison durch Coronamaßnahmen, unsere öffentlichen Märchenstunden 3943 Kinder und Erwachsene, besucht. Zudem viele Schulklassen, Kindergeburtstage, Familien und Firmenfeiern und andere Feste. Erwähnt in den Stadtführern „Glücksorte Potsdam“ und „111 Orte in Brandenburg für Kinder“ und eine Auszeichnung durch seine Exzellenz dem Botschafter der kirgisischen Republik, für das schlagen „goldener Brücken“ ins zentralasiatische Land, fanden wir neben zahlreichen Zeitungs- und Fernsehbeiträgen entsprechend sehr wertschätzende Würdigungen unseres Schaffens.

Mittlerweile habe ich verstanden, dass ich nicht von jedem Mitarbeitern der Stadtverwaltung erwarten kann, das er den Horizont mitbringt zu erkennen welch gesellschaftlichen Mehrwert eine Institution wie das Nomadenland für Potsdam hatte. Es sei denn er agiert böswillig. Mehrfach wurde über mich, aber nur einmal mit mir gesprochen. Jedoch völligst entkoppelt von den Fakten, dem Sinn und entsprechend von der Verhältnismäßigkeit argumentierten die Verantwortlichen öffentlich. Die lokale Presse berichtete sehr ausführlich. Wer will findet Wege wer nicht will erfindet Gründe. Teile der Stadtpolitik hat sich vom Paralleluniversum aus der Stadtverwaltung an der Nase herumführen lassen. Sprach nur mit denen die das Nomadenland vom genehmigten Platz entfernen wollten und nie mit mir als Betroffenen. Es gab bis heute auch nicht die Bitte sich bei mir Entschuldigen zu dürfen, schließlich lag mit dem entwicklungsrechtlichen Negativbescheid eine städtische Erlaubnis vor. Auch das Verstehe ich, denn dazu braucht es Charakter. Es sind halt Zeiten in denen viele als Verantwortliche bezahlt werden, jedoch nicht die Größe besitzen Verantwortung zu übernehmen. Letzten Endes war es mein Entschluss mich mit Mentalhygiene vor diesem Schwachsinn zu schützen und dieses System nicht mehr mit meiner Kreativität, Lebensenergie und entsprechend finanziell zu füttern und darum den Schlußstrich in Potsdam zu ziehen.
Das Grünflächenamt könnte alternativ ab sofort das Märchenprogramm für die Bevölkerung übernehmen, denn es hat nachweislich ganz gute Kostproben geliefert. Der Fisch fängt ja bekanntlich vom Kopf an zu stinken und dieser Fisch hat derzeit einen sehr großen Kopf. Neulich kam aus dem Rathaus doch noch ein Briefchen angeflattert und unter Androhung einer Geldstrafe von 1000€ werde ich aufgefordert schnellstens mein Gewerbe abzumelden, obwohl mein Vertrag erst zum 31.12. endet und ich mit der Auflösung meines Lebenswerkes wahrlich anderes zu tun hatte, als mich Stundenlang in einer Schlange im Rathaus zu tummeln. Verrückte Welt mach’s besser, aber erstmal ohne mich, ich geh wandern.

Ich wünsche den Bürgern für das kommende Jahr vor allem Gesundheit, aber auch eine Stadtverwaltung die endlich in einen Lernprozess einsteigt und sich als Dienstleister versteht und nicht weiter als göttlicher Verhinderer.

In Liebe in die Freiheit, Euer Matthias Michel – Landesvater vom Nomadenland a.D.